Im Viertel Once, einem der gefährlichsten Stadtteile von Buenos Aires, Argentinien, installiert katharinajej ihr privates Bett auf dem Bürgersteig gegenüber ihres Zuhauses. Vor dem Bett steht ein Schild, auf dem in Spanisch zu lesen ist: "Teile einen Traum mit mir. Eintritt ohne Schuhe bitte". Der Begriff sueño im Spanischen trägt eine doppelte Bedeutung: sowohl den Traum des Schlafs als auch den Wunsch.
Menschen gehen an mir vorüber. Ich bemerke ihren eiligen Schritt und ihren schnellen Rhythmus. Es scheint, als würden sie weder mich noch das Bett sehen. Nur wenige werfen einen flüchtigen Blick zurück und lächeln, während sie schon fast vorbeigegangen sind. Ich fühle mich geschützt und entspannt im Bett, zugleich auch fragil und ausgeliefert im öffentlichen urbanen Raum. Ein Mann beschwert sich bei mir, dass seine Kund*innen nicht mehr genügend Platz haben, um sein Geschäft zu betreten. Er telefoniert mit seinem Chef. Wir einigen uns darauf, das Bett einen halben Meter zu verschieben. Ich lege mich zurück ins Bett. Gerade als ich denke, dass sich wohl niemand trauen wird, zu mir ins Bett zu kommen, zieht plötzlich eine junge Frau ihre Schuhe aus und schlüpft zu mir unter die Decke. Sie wohnt ein paar Häuser weiter. Sie bleibt lange bei mir liegen und erzählt mir von ihrem Traum, Editorin zu werden und ein Heim für Tiere zu gründen. Einige Zeit später setzt sich Walter, ein junger Mann aus der Nachbarschaft, mit wenigen Zähnen und einem starken Körpergeruch zu mir ans Bett. Er erzählt mir von seinem Traum, eine Bank auszurauben. Als ich nachfrage, korrigiert er sich: Sein eigentlicher Traum sei es, Fußballspieler zu werden.
Bilder
Jenny Toro Salas
Unterstützung
Die Performance fand in Buenos Aires, Argentinien, im Rahmen der Recherche für das PerformanceZuHauseFestival statt, das vom Land NRW gefördert wurde.